Mitgliederversammlung beim NABU Bad Buchau

p { margin-bottom: 0.25cm; direction: ltr; line-height: 120%; text-align: left; } p { margin-bottom: 0.25cm; direction: ltr; line-height: 120%; text-align: left; } Weidetiere mit Dung und Aas sorgen für biologische Vielfalt

Foto: Gerti Potschien-Roth
Foto: Gerti Potschien-Roth

Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des NABU Bad Buchau-Federsee konnte der Vorsitzende Siegfried Frosdorfer wieder fast alle Aktiven begrüßen. Der NABU Bad Buchau ist mit mehr als 350 Mitgliedern, die nahezu alle aus den Federseegemeinden kommen, einer der größten Vereine in Bad Buchau und wurde schon 1911 gegründet.

Zunächst ging Frosdorfer auf den regionalen Aktionsplan gegen das Insekten- und Vogelsterben mit seinen Handlungsempfehlungen ein. Mittlerweile ist exakt nachgewiesen und einer breiten Öffentlichkeit bekannt, dass innerhalb der letzten 20 bis 30 Jahren die Anzahl der Insekten und einzelner Vogelarten um rund 80% zurückgegangen ist. Dem NABU Bad Buchau-Federsee war dies schon immer klar und deswegen hat er stets nachhaltig im Sinne dieser Handlungsempfehlungen für die Artenvielfalt gearbeitet. Schwerpunkt der Naturschutzarbeit war auch ständig die Pflanzung von Wildstrauchhecken und Streuobstbäumen, um Lebensräume für Insekten und Vögel zu schaffen. Durchschnittlich wurden mindestens 100 Gehölze im Jahr gepflanzt; in 30 Jahren ergab das mehr als 3000 Sträucher und Bäume. Besonderer Wert wurde hierbei auch auf genügend Platz für artenreiche Wildkrautsäume gelegt. Die wichtigsten Tätigkeiten 2017 waren unter vielen anderen: die Hecken- und Streuobstpflanzung in Moosburg-Brackenhofen, wobei 10 Hochstamm-Obstbäume und 60 Wildsträucher gepflanzt wurden; die Pflanzung des Martin-Luther-Baumes (eine Winter-Linde) in Bad Buchau; das Herrichten des Storchennestes auf der Schlossklinik; regelmäßige vogelkundliche Bestandsaufnahmen am Federsee und an der Donau; naturkundliche Führungen im Auftrag des NABU-Naturschutzzentrums; Teilnahme am Managementplan FFH- und Natura 2000-Gebiet Donau zwischen Riedlingen und Sigmaringen.

Sehr aufschlussreich für eine erfolgversprechende Naturschutzstrategie war der Vortrag des Fachmannes Dr. Dieter Haas. Haas stellte unter anderem das niederländische Naturentwicklungsgebiet Oostvaardersplassen in der Nähe von Amsterdam der Mettnau am Bodensee gegenüber. Im niederländischen Ökosystem wurden einige Hundert Rothirsche, Koniks (eine robuste osteuropäische Ponyart) und Heckrinder angesiedelt. Sie weiden auf der etwa 5600 Hektar großen Fläche. Gelegentlich schießt ein Tierarzt kranke Tiere, die Kadaver bleiben liegen. So haben sich dort in den vergangenen Jahren gemäß Haas vier Arten von Wildgänsen angesiedelt, insgesamt rund 5000 Tiere, dazu Wasservögel und reichlich Kiebitze. „Die haben dort massenhaft zu fressen“, sagte Haas. Dagegen herrscht auf der Mettnau, die gemäht wird, Leere. „Da ist kein Säugetier und außerhalb der Brutzeit auch kein Vogel zu sehen“, sagt der Ornithologe. Sämtliche Schnepfenvogelpopulationen seien am Bodensee ausgestorben. Der Kiebitz ist dort als Brutvogel ganz verschwunden. Dabei gibt es auch in Baden-Württemberg Beispiele für eine gelungene naturschutzfachliche Bewirtschaftung von Flächen, welche dadurch für andere Tiere attraktiv werden. In Herbrazhofen bei Leutkirch etwa sorgen Wasserbüffel für mehr Artenreichtum. Sie halten die Fläche offen. Dadurch haben verdrängte Pflanzen wieder eine Möglichkeit zu gedeihen. Die Suhlen bieten Lebensraum etwa für Libellen und Amphibien. Den Dung der Tiere verwerten verschiedene Insektenarten. Wenn mehr Insekten da sind, siedeln sich auch wieder Vögel an, die verschwunden waren. Auch an den Krauchenwieser Baggerseen, Landkreis Sigmaringen, und am Federsee entstanden gute Biotope.

Im anschließenden gemütlichen Beisammensein wurde noch lebhaft über eigene Erfahrungen berichtet und diskutiert.

Das Bild zeigt den Vorstand mit Dr. Dieter Haas. Von links: Helmut Schmalfuß, Susanne Locher, Dieter Haas, Siegfried Frosdorfer.